Causa Secondhand– Der nächste Problemfall oder der erste Schritt hin zur Circular Economy?

Status Quo

Allein in Deutschland werden pro Jahr 1 Million Tonnen Altkleider in Sammelcontainer geworfen.
Um sich das bildlich vorstellen zu können – wären das in etwa 62.000 bis oben hin gefüllte Großtransporter mit unterschiedlichsten Kleidungsstücken.
Rund 4% davon können in westlichen Ländern aufgrund ihres noch geeigneten Zustandes in Second Hand Läden weiterverkauft werden. Zusätzlich ist die Bekleidung, die wir in Europa in Second Hand Läden zu kaufen bekommen alles Andere als typische Fast Fashion, sondern meistens aussortierte oder gut erhaltene
Markenkleidung.
Die restlichen 96% landen auf Deponien, warten dort auf das Verbrennen oder Verrotten in von der Westlichen Welt übersättigten Gebieten. Bevor es jedoch dazu kommt, wird die Kleidung dorthin gebracht wo die Arbeitsstunde nichts wert ist und die Arbeitsbedingungen egal sind. Es entsteht ein neuer Berufszweig – die Sortiererinnen und Sortierer.
Meistens sind ihre Arbeitsbedingungen sowie ihr Verdienst noch bedenklicher als die der NäherInnen.
Durch die, im Vergleich zur Textilfertigungsindustrie, junge Second Hand Industrie, sind Vorkommnisse wie Rana Plaza im Jahr 2013 in Bangladesh oder die durch die Textilfärbung gefärbten Flüsse in Indien noch nicht bekannt und haben bis jetzt relativ wenig Aufsehen erregt.

Utopie und Weiterentwicklung

Die Frage, die ich mir zu dem Thema stelle, ist:
Sollten Labels und-  vor Allem –  Fast Fashionketten für deren ausgedienten Produkte und deren Weiterverarbeitung verantwortlich sein um einen geregelten Ablauf und sichere Arbeitsbedingungen zu garantieren und überschaubare Weiterverarbeitung/Upcycling/Recycling zu gewährleisten?

Ich glaube, wäre es der Fall, dass Produzenten für ihre eigene Erzeugnisse, nach deren „Ableben“ verantwortlich wären, würde sich ganz schnell ganz vieles ändern.
Wie Gucci, angestoßen durch die Covid-19 Krise, gemeldet hat, aus dem momentanen Fashionkarusell mit 8 bis 24 Kollektionen im Jahr zu liefern auszusteigen, geht der Trend ganz klar hin zu Qualität statt zur Quantität. Starten einmal die High End Labels, die im Endeffekt Trends, Farben und Formen vorgeben, werden die Fast Fashion Anbieter früher oder später gezwungen sein, dem Trend der Ressourcenschonung und Reduktion zu folgen.
Die Branche ist also grundlegend im Wandel.

Circular Economy & Fashion

In Zeiten von Circular Economy gibt es bereits einen theoretischen Ablauf wie mit nicht mehr gewollter Kleidung umgegangen wird. Was dazu noch fehlt sind die technischen Möglichkeiten angefangen von Mischfasertrennung bis hin zur notwendigen Infrastruktur. Sicher ist jedoch, dass das Modell der Circular Economy die Modebranche umkrempeln wird, neue Werte wichtig werden lässt, neue Arbeitsbereiche und Weiterentwicklungsmöglichkeiten schafft und einen neuen Zugang zu Mode generell öffnet.

Second Hand, und das in einer überarbeiteten, nachhaltig denkenden Ausführung  ist der Vorbote der Circular Economy.
Mit Modellen wie Jeansleasing oder WornWear Konzepten werden nicht nur EndkundInnen auf neue Möglichkeiten aufmerksam gemacht, sondern auch die Branche langsam aber sicher auf den Wandel vorbereitet.

Zusätzlich wird durch die Neuinterpretation von Second Hand, in der die Produzenten mit in Verantwortung gezogen werden, die Grundlagen für ein generelles neues Bewusstsein über eine der schmutzigsten Branchen weltweit vorangetrieben.

Unser Beitrag zum Wandel

Wir, als ProduzentInnen und HerstellerInnen eigener Produkte übernehmen Verantwortung.

Mit unserem zukünftigen Konzept PRE LOVED BREDDY’S garantieren wir eine nachhaltige, faire und nachvollziehbare Weiterverarbeitung unserer eigenen Produkte nach deren Ableben.

Wie funktioniert das?

Wir nehmen unseren KundInnen die Entscheidung ab, wo und wie sie ihre BREDDY’S richtig entsorgen oder weitergeben können. Mit der Möglichkeit der Rückgabe von alten getragenen Hosen,
erhalten wir die Chance den Produkten ein zweites Leben zu schenken. Die KundInnen erhalten wiederum die Chance Teil des Wandels zu sein. – Außerdem, wer hat schon ein gutes Gefühl dabei, Kleidung, die einem lange und gut gedient hat, in den Müll zu schmeissen.

Durch Zusammenarbeit mit regionalen Fachkräften, kurbeln wir ebenfalls wieder die lokale Branche der NäherInnen und SchneiderInnen an und schaffen Arbeitsplätze.

Da BREDDY’S sich zur Aufgabe macht, neue Generationen das Bewusstsein über die Bekleidungsindustrie mit ihren Vor – und Nachteilen und nachhaltigen Innovationen aufzuklären, wird es im Rahmen des PRE LOVED BREDDY’S Projektes ebenfalls zu Kooperationen mit Facheinschlägigen Ausbildungsstätten kommen.

Ziel dahinter ist nicht nur, neuen DesignerInnen und Auszubildenden in der Bekleidungsbranche den Mehrwert ihrer Arbeit sowie die damit verbundenen Möglichkeiten, zu vermitteln, sondern ihnen auch Materialien zur Verfügung zu stellen und Up -/Recycling Projekte zu entwickeln.

Und das alles durch das Mindest, Verantwortung für eigene Produkte zu übernehmen.

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Gibt es einen Trend zur Individualisierung?

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Wer will Verantwortung für seine Supply Chain übernehmen?